German Autolabs ist aktuell mit dem proaktiven Assistenten Chris im Crowdfunding auf Kickstarter unterwegs. Bereits vorzeitig haben sie dabei ihr Fundingziel erreicht. Wir hatten den Geschäftsführer von German Autolabs im Interview.
Bei vielen Gründern entsteht eine Idee aus einem praktischen Problem heraus. Ist euer proaktiver Assistent Chris auch aus einem Problem heraus entstanden, dass ihr persönlich hattet?
Absolut, so war das bei uns auch. Ich war auf der Autobahn unterwegs irgendwo bei Bonn und mein Smartphone hat ständig wegen neuer Nachrichten vibriert, die ich aber bei Tempo 140 nicht beantworten konnte. Ich war genervt und durch das ständige Gebrumme auch abgelenkt. Beruflich habe ich ja mit gate5 / Nokia und Aupeo / Panasonic jahrelang im Bereich Connected Car gearbeitet. Ich dachte, da muss es eine Lösung geben. Gab es aber nicht – zumindest nicht für den Großteil der Fahrzeuge, die auf unseren Straßen fahren, denn die sind 9,3 Jahre alt und alles andere als “Connected”. Daher nutzen Autofahrer beim Fahren ihr Smartphone, obwohl es illegal und gefährlich ist.
[caption id="attachment_11143" align="alignright" width="240"] Holger G. Weiss. CEO von German Auto Labs GAL GmbH.[/caption]Auf welche Funktion von Chris seid ihr besonders stolz? Was könnt ihr zum aktuellen Entwicklungsstand des Produktes sagen?
Besonders stolz sind wir darauf, dass Chris als Sprachassistent für Autofahrer nicht nur proaktiv, intelligent und unterhaltsam sein wird, sondern auch noch sehr gut aussieht. Wir haben sehr lange auf der Straße, etwa an Tankstellen und bei Reifenshops, mit potenziellen Kunden gesprochen und Chris funktionell und design-technisch immer wieder verbessert, – hier beschreiben wird den Prozess im Detail. Vom Entwicklungsstand her ist Chris nun fertig designed. Wir haben alle relevanten Hardware-Komponenten identifiziert, testen fleißig und sind dabei alles ins Gehäuse zu bringen. Unser Entwicklungsteam arbeitet mit Hochdruck an der Künstlichen Intelligenz und den entsprechenden Apps für iOS und Android.
Mit Chris habt ihr ein männliches Assistenzsystem geschaffen. Viele Kollegen von Chris sind ja bekanntlich weiblich. Was waren die Gründe dafür, mit Chris einen männlichen Assistenten zu bauen?
Die Assoziation gibt es interessanterweise nur in Deutschland. Denn international ist der Name Chris geschlechtsneutral, gerade im angloamerikanischen Sprachraum ist Chris als Kurzform von Frauennamen ganz normal. Und in der Kampagne auf Kickstarter hört man eine weibliche Stimme. Mit der wollen wir auch starten, denken aber darüber nach, später weitere Stimmen anzubieten.
In eurem Kampagnenvideo habt ihr davon gesprochen, dass die Kommunikation via Gesten und Voice am wenigstens ablenkt. Könnt ihr uns etwas zur technischen Realisierung der Gestenerkennung verraten?
Wir nutzen einen Infrarot-Gestensensor, der im Gerät verbaut ist. Bei den Gesten ist es uns sehr wichtig, dass sie ganz einfach sind und damit den Fahrer nicht ablenken. Das entwickelte Gestenset richtet sich genau danach: rechts, links, oben, unten und nah, fern. Hier muss niemand etwas einstudieren, die Bewegungen sind schon gelernt, wie man im im offiziellen Kickstarter-Video ganz gut sieht.
Für General Purpose Assistenzsysteme wie Siri, Cortana, Alexa und co. ist der Datenschutz in Deutschland eine schwierige Sache, da die Kommunikation auf Servern in den U.S.A. gespeichert wird. Wie funktioniert die Kommunikation bei Chris? Wo speichert ihr die Kommunikationsdaten und ist Chris auch in der Lage, bestimmte Sachen bezüglich seiner Kommunikation zu lernen?
Wir speichern die Kommunikationsdaten gar nicht, sondern senden diese an einen Dienst, der die Sprachdaten in Text übersetzt – und den Text reichen wir an die Dienstanbieter wie etwa WhatsApp oder das E-Mail-Konto durch. Wir speichern nur Daten, um Chris möglichst optimiert und personalisiert zur Verfügung stellen zu können: Benutzername und Passwort zur Authentifizierung, Nutzereinstellungen wie „Zuhause“, „Arbeit“ oder “Lieblingsziele”, Kontakte, Nutzungshistorie. Diese Informationen sind verschlüsselt gespeichert.
[caption id="attachment_11144" align="alignleft" width="300"] Chris – Der proaktive Assistent für das Auto.[/caption]Welche Challenges habt ihr noch vor euch? Was ist eure große Zukunftsvision mit Chris?
Wir befinden uns mit Chris in einer Produktkategorie, die ja gerade erst entsteht. Für den Bereich des Auto sind es sogar wir, die diese Kategorie entwickeln. Das bedeutet, dass wir noch viel lernen und verstehen müssen – und so manche Herausforderungen werden wir entlang des Weges erkennen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir diese mit unserem Team, das seit Jahren im Tech- und Automotivebereich arbeitet, lösen können. Zunächst geht es darum, das Produkt kontinuierlich zu verbessern. Mehr Sprache, mehr Services und besseren Bedienkomfort. Darüber hinaus wird es sicher mit der Zeit zusätzliche Funktionen in der Hardware geben. Alles werden wir hier aber nicht verraten…
[caption id="attachment_11147" align="alignright" width="251"] Chris beherrscht neben Spotify und WhatsApp noch weitere der meistgenutzten Apps.[/caption]Es gibt einige junge Teams und Startups, die ebenfalls im Bereich Künstliche Intelligenz / Machine Learning unterwegs sind. Gibt es ein Learning, dass ihr diesen Teams mit auf den Weg geben könnt?
Wichtig ist, dass man nicht immer alles selber machen muss. Es gibt ja bei der Spracherkennung und auch der Sprachsynthese zum Beispiel etablierte und sehr fähige Anbieter, die wir auch nutzen. Aber wenn man etwa das Natural Language Processing als Ganzes betrachtet, muss man als Start-up die Kerntechnologien wie etwa das Dialogmanagement, also das Verstehen von Sprache in ihren Nuancen, selber in der Hand haben – das sind dann letztlich die Werte des Unternehmens!
Gibt es noch etwas, dass ihr unbedingt loswerden wollt?
Der Begriff Künstliche Intelligenz löst bei vielen Menschen oft Unbehagen aus. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen. Uns ist es wichtig, dass gerade wir als Start-up in diesem Bereich auch transparent kommunizieren, zumal es um Anwendungen für Endverbraucher geht. Datensicherheit und -schutz haben oberste Priorität. Zudem soll der Mensch immer die Kontrolle über die Maschine behalten. Chris kann ein angenehmer Beifahrer sein, der mitdenkt, dem Fahrer Aufgaben abnimmt und ihn unterhält. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Danke für die spannenden Einblicke in eure Arbeit Holger!
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